Vor ein paar Jahren, genauer gesagt im Jahr 2015 kam jemand in der schönen Stadt Berlin auf die Idee, seiner Einsamkeit ein Ende zu setzen und er gründete das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de. So kolportiert es zumindest der Wikipedia-Artikel zu nebenan.de. Nebenan.de ist wohl in erster Linie ein Großstadtphänomen, denn während ich bei meiner Anmeldung mit meiner echten Postleitzahl schon eine beträchtliche Anzahl angemeldeter Nachbarn vorfand, wäre ich in meiner Geburtsstadt der erste:
Noch ist es ruhig in deiner Nachbarschaft.
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Selbst wenn man in diesem Netzwerk gar nicht selbst aktiv ist, so erfährt man doch eine ganze Menge über seine Nachbarn. Dazu hier einige Beispiele
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Beengtes Wohnen
So erfahre ich von Peter aus dem Gleimviertel, dass er mit drei Kindern (und vermutlich Frau) ziemlich beengt wohnt:
Hallo
Wir suchen jemand, der uns einmal in der Woche die Wohnung sauber hält. Wir sind eine Familie mit drei Kindern und haben eine 140 qm große Wohnung.
Ich habe keine Idee, wo ich jemand zuverlässiges finde – eBay Kleinanzeigen kenne ich aber schon. hat vllt jemand einen Tipp.
15 Euro die Stunde so als Richtwert.
Man muss Peter zugute halten, dass er einen fairen Stundenlohn anbietet.
Aber ansonsten ist die Wohnung wirklich zu klein wenn mal Besuch kommt, denn Peter fragt auch:
Für meine Schwester und ihren 1 -jährigem Sohn suchen wir ein Zimmer in der Nähe. Sie will uns vom 24.11 bis zum 4.12 besuchen und bei uns wird das zu eng.
Sie ist Opernsängerin, sehr verlässlich , offen und ordentlich. Ein Hotel wäre einfach recht teuer. Hat jemand einen Tipp, wo wir sie günstig und gut unterbringen können?
Ja, bei 140m² wird es schnell eng.
Fahrradstraßen
Seit dem Jahr 2005 ist ein Teilstück der Schwedter Straße in Berlin Prenzlauer Berg als Fahrradstraße eingerichtet. Das war damals eine der ersten Fahrradstraßen in Berlin. Nun holt die Radfahrermafia zu einem neuen Schlag aus. Bereits im Dezember 2016 meldete die Berliner Zeitung
Der neue Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner will das Dauerproblem Gleimtunnel im kommenden Jahr ein für allemal lösen. Sein Ziel: „Die Gleimstraße wird eine Fahrradstraße“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag der Berliner Zeitung. Zugleich soll auch die Stargarder Straße zur Fahrradstraße erklärt werden.
Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/berlin/verkehr/radverkehr-in-berlin-gleimstrasse-soll-fahrradstrasse-werden-25381368
Dieses Projekt nimmt nun langsam konkrete Gestalt an und Peter aus der Gleimstraße ist natürlich sehr daran gelegen. Er schreibt bei nebenan.de:
Es gibt die Möglichkeit sich bei der Verkehrsplanung der Gleimstraße online zu beteiligen. Es werden die Anregungen und Meinungen der Anwohner*innen und Gewerbetreibenden im Gleimviertel eingeholt.
Ich denke, man kann hier wirklich vielleicht Einfluss auf die Zukunft der Gleimstrasse nehmen, die ich mir als Fahrradstasse wünsche!!
Leider sehen das bisher nur wenige so.
Aber Felix aus dem Skandinavischen Viertel (das ist das Viertel nördlich vom Gleimviertel) ist sauer. Er moniert:
Liebe Leute und Bewohner des Arnimkiezes,
die Stadtverwaltung führt gerade eine Beteiligtenerhebung bzgl der Errichtung einer Fahrradstraße in der Gleimstraße und der Stargarder Straße durch.
Was an sich ein tolles Projekt ist, hat ziemliche Konsequenzen für die Umgebung. Während also das Gleimviertel für den Durchgangsverkehr weitgehend gesperrt werden soll, prüft die Stadt gerade mögliche Ausweichrouten. Hier besteht die hohe Gefahr, dass der bisherige Verkehr der Stargarder und Geimstraße nördlich über die Wichert-/Schivelbeiner/Behmstraße umgeleitet wird. Dies bedeutet also noch mehr Verkehr durch den Arnimkiez bedeuten, vorbei an all den Spielplätzen, Kitas und Schulen.
Bitte beteiligt euch als Betroffene möglichst zahlreich an der kürzlich für alle Bürger geöffneten Onlinebeteiligung der Stadt zu diesem Thema. Alle dort platzieren Anregungen bzw. Einwände werden ausgewertet und fließen in die Bewertung mit ein. Es ist also JETZT der Zeitpunkt, an dem noch Einfluss genommen werden kann, später ist dies unrealistisch.
…
Ich plädiere und setze mich ein für:– Umleitung des Durchgangsverkehrs nicht durch den dicht bewohnten und kinderreichen Arnimkiez, sondern durch die mehrspurigen Hauptstraßen Bornholmer Straße im Norden, und Eberswalder Straße/Bernauer Straße im Süden.
– Wiedereinführung der 30er-Zone im Arnimkiez ganztägig (die Schivelbeiner/Behmstraße wurde in einer Nacht-und-Nebelaktion zu einer 50er-Straße umdeklariert zB direkt beim Übergang des Wikingerspielplatzes über den Schwedter Steg zum Moritzhof/Mauerpark brausen nun die Autos tagsüber mit 50km/h, woran sich ohnehin niemand hält, über die Behmstraßenbrücke und gefährden alle, die auf die andere Seite möchten (oftmals Eltern mit Kinderwägen) – Unhaltbar, der Abschnitt mutiert zur Rennstrecke. Erst vergangene Woche hat sich ein schwerer Unfall offenbar direkt am Beginn der Brücke ereignet, das Autowrack steht immer noch dort.
Bitte beteiligt euch zahlreich, das Beteiligungsverfahren schließt am 18. November 2018. Helft mit, den Arnimkiez wieder beruhigter, sicherer und lebenswerter zu machen.
Schöne Grüße
Decrustation
Den Begriff kannte ich noch nicht. In der allwissenden Wikipedia scheint er nicht zu existieren. Lediglich Merriam Webster liefert eine Kurzdefinition:
the removal of a crust
Also das Entfernen einer Kruste, Schale, Rinde und ähnlicher äußerer Hüllen. Als Kind habe ich manchmal vom frisch gekauften Brot auf dem Weg nach Hause einen Teil der frischen Brotrinde abknabberte, war das auch schon Decrustation.
Decrustation ist aber anscheinend auch eine Kunstform oder ein künstlerischer Prozess. Anneli Ketterer stellt im Gleimkiez Decrustate ganz anderer Art aus.